Sicher,
wenn es um Blumen geht, dann darf er nicht fehlen, der prächtige Strauß, ob er nun
Johann oder Richard heißt. Dann wird beispielsweise auch ein
Rosenkavalier-Walzerpotpourri zum Besten gegeben. Die Belle Donne betören ihr
Publikum jedoch nicht nur mit leichter Muse und bestens bekannten Melodien. Vielmehr
machts die Mischung aus Evergreens und Neuentdeckungen. Da kann das Bella
Donna-Ensemble aus dem Vollen schöpfen. Wir haben die umfangreiche
Salonmusik-Bibliothek aus dem Nachlass des Pianisten Ernst Gröschl aufgekauft,
berichtet die Flötistin Gudrun Bähr. Unter den Notenblättern haben wir so tolle
Sachen aufgestöbert wie die Romanze von Clemens Schmalstich."
Das Bella Donna-Ensemble hat feste Prinzipien,
was die Zusammenstellung seiner Programme anbelangt. Jedes davon widmet sich einem
speziellen Thema, das sowohl musikalisch als auch literarisch ergiebig sein muss.
Überraschende Seiten sollte es ebenfalls bieten. Ein Musterbeispiel dafür ist Mit
Casanova on Tour. Dabei beschwört das Sextett eben nicht bloß mit
ironischem Augenzwinkern den Mythos vom berühmt-berüchtigten Liebhaber, sondern
stellt ihn auch als Weltbürger und Philosophen mit faustischen Neigungen vor. Zur
Vorbereitung auf das musikalisch-literarische Wechselspiel haben die Musikerinnen unter
anderem die 13-bändigen Lebenserinnerungen des Giacomo Girolamo Casanova studiert, die
neben seinen erotischen Abenteuern auch höchst interessante Reisebeschreibungen
enthalten.
Obwohl das Sextett in traditioneller Wiener
Salonbesetzung zwei Violinen, Violoncello, Flöte, Kontrabass und Klavier
spielt, versteht es sich nicht als reines Salonorchester. Klassik und Operettenmelodien
spielen die sechs bestens ausgebildeten Profimusikerinnen mit internationaler
Bühnenerfahrung in Orchestern oder als Solistinnen gleichermaßen gern. Wie ein
exquisites Menü muss auch ein Konzertprogramm abwechslungsreich sein, findet die
Violinistin und Konzertmeisterin Zsuzsa Zsiszmann, die überhaupt viele Parallelen
zwischen Kochkunst und Musik sieht: Pudding ist ein Genuss aber vier oder
fünf Portionen hintereinander sind bestenfalls langweilig. Entsprechend darf die
eine oder andere Melodie im Programm ruhig richtig kitschig sein, denn
anschließend folgt ein musikalisches Gegenstück oder eine humorvolle Moderation.
Mal süß, mal pikant mal zart, mal prickelnd ist das
Tafelspitzen-Programm als klingende Speisekarte konzipiert. Das
erotisch gewürzte literarisch-musikalische Menü reicht von Rossini bis Mozart und von
Marcel Proust bis zu Salvador Dali. Zum Dessert schlägt es Prokofjews Liebe zu den
drei Orangen vor.
Nach bewährter Bella Donna-Manier ist auch
Blumengeflüster ein Kontrastprogramm, in dem die Grenzen zwischen E- und
U-Musik spielfreudig übersprungen werden. Bach und Tschaikowski erweisen sich als
durchaus vereinbar mit Operetten-Seligkeit à la Carl Zeller (Schenkt man sich Rosen
in Tirol). Und zwischendrin erblüht Mein kleiner grüner Kaktus.
Botanische Hintergedanken hegte das 2001 gegründete Sextett übrigens bereits bei der
Wahl seines Namens. Bella Donna steht nicht nur für die schöne Frau, sondern
auch für die Schwarze Tollkirsche, erklärt Gudrun Bähr. Und ergänzt, nicht ohne sich
dabei köstlich zu amüsieren, dass das Nachtschattengewächs in seinen Wirkungen
Gemeinsamkeiten mit dem Wesen von Frauen aufweist: Die Beeren sind giftig, Wurzeln und
Blätter indes wohltuend.
Mag das Ergebnis auf der Bühne auch noch so
beschwingt und sinnenfroh daherkommen, es stecken viel Aufwand und Arbeit dahinter. Und
mitunter heftige Diskussionen, denn wir entscheiden alles basisdemokratisch.
Gleichberechtigung ist auch eines der obersten Gebote bei den Arrangements. Jede der sechs
brillanten Instrumentalistinnen bekommt Gelegenheit, ihr Können unter Beweis zu stellen.