08.01.2004 -
Fränkische Landeszeitung
Genuss mit Erotik
und Witz
Damen-Ensemble
vereinte Süffisanz und Leidenschaft
ANSBACH -
Es war angerichtet: Der Einladung zum Galadinner des internationalen Damensalonorchesters
"Bella Donna" waren viele Besucher in die Kammerspiele gefolgt. Es gab
"Tafelspitzen", so der Name des aktuellen Programms. Ihr zweistündiges Konzert
strukturierten die sechs Musikerinnen rund um die Menüabfolge in einem Restaurant
Rossinis
Ouvertüre zu "Wilhelm Tell" eröffnete den "leckeren" Nachmittag. Es
folgten Stücke von August Löhr, Franz von Suppé und Antonio Vivaldi, und zwar passend
zu den jeweiligen Gängen: Zum "Champagner-Galopp" (Hans Christian Lumbye) gab
es den Apéritif und zum Fisch die "Forellenspiele" (Willy Baldamus).
Dass die
sechs Damen fantastisch musizieren können, war schnell klar. Der Leckerbissen bei
"Bella Donna" ist jedoch die zauberhafte Kombination von Musik und Moderation.
Mit Süffisanz und Leidenschaft vereinen die Damen kulinarische Genüsse mit den fleischlichen
Genüssen unter der Bettdecke.
Die Rezepte
zu den Speisen stammen von Prominenten, so etwa der Fisch von der Marquise de Pompadour,
der Mätresse des französischen Königs Ludwig XV. Schon diese Dame wusste, dass die
Liebe eines Mannes zwar im Bett gewonnen, jedoch am Tisch erhalten wird. Herrlich, wie die
Damen, jede ganz bewusst ihren jeweiligen ausländischen Akzent weidlich nutzend, das
Essen in Bezug zu sexuellen Genüssen setzen. Da wird die Banane zum Sexobjekt stilisiert,
Männer durch Kochkünste in Exstase versetzt und durch "Bella Donna"-Likör
erotisch erregt.
Truthahn
mit Musik
Katrin
Triquart (Deutschland) spielt Loriots "Truthahn mit Whisky" mit ihrem
Kochmützen-geschmückten Kontrabass derart witzig mit Berliner Schnauze, dass im Publikum
die Lachtränen fließen.
Die
russische Konzertpianistin Julia Goldstein mag das edle Essen irgendwann nicht mehr und
will nur noch ein "Butterbrot" - das aber von Mozart! " Cellistin Valerie
Sattler (USA) und Flötistin Gudrun Bähr (Uruguay) lieben den Orangensalat der
"horizontalen Schwestern" im Chicago von 1912. Ihren großen Auftritt haben die
Violinistinnen Zsuzsa Zsizsmann (Ungarn) und Milada Schwarz (Tschechien) mit Pablo de
Sarasates "Zigeunerweisen" zum finalen Kaffee. Fürwahr ein musikalischer
Hochgenuss mit Erotik und Witz!
JULIA
RATZMANN |