19.07.2004 -
HAZ / Nordhannoversche Zeitung
Casanova lässt
sich in der Stadt blicken
Sonnabend,
20 Uhr: Casanova ist in der Stadt und macht Burgwedel unsicher. Mit seinem Charme umgarnt
er die Frauen und zieht sie in seinen Bann. Doch die Burgwedeler Männerwelt kann
aufatmen. "Casanova on tour" ist keine Gefahr, sondern der Titel eines
musikalisch-literarischen Konzerts im Alten Haus in Großburgwedel. Das
"Internationale DamenSalonOrchester Bella Donna" lässt sich mit seinem Programm
inspirieren von den Memoiren des großen Kosmopoliten, Philosophen und Frauenhelden.
Das Konzert
gehört zum 7. Kultursommer 2004 der Region Hannover. Burgwedel nimmt zum fünften Mal
daran teil, auch in diesem Jahr sind die Veranstaltungen gut besucht. "In den Ferien
fährt ja niemand sechs Wochen weg. Der Kultursommer ist bewusst in die Ferienzeit
gelegt", sagt Elke Schmitzdorff-Listing. Die Kulturreferentin der Stadt Burgwedel
freute sich über ein mit 120 Zuschauern ausverkauftes Altes Haus.
Das
Sextett, besetzt mit sechs Künstlerinnen aus sechs verschiedenen Ländern, bot den
Besuchern einen Querschnitt vom Leben des Giacomo Casanova. Beginnend mit seiner Kindheit,
als er mit elf Jahren frühreif war und sich Gedanken über die Geschlechtsmerkmale von
Mann und Frau machte, bis hin zum Beginn seiner Memoiren-Aufzeichnungen im Alter von 66.
Dabei gelingt Bella Donna eine erstklassige Mischung aus Musik und Literatur. Immer wieder
spielten sich die Frauen zwischen den einzelnen Stücken durch ihre Erzählungen über den
Frauenhelden elegant die Bälle zu, wecken mit ihren Geschichten das Interesse der
Zuschauer und bringen sie zum Nachdenken - mit der einen oder anderen Pointe aber auch zum
Lachen.
Nicht nur
die Besucher, auch Schmitzdorff-Listing war begeistert. Dabei kam der Kontakt zu dem
Ensemble per Zufall zu Stande. "Der Mann der Pianistin Julia Goldstein hat vor
einigen Jahren mal hier gespielt. Da sind wir dann ins Gespräch gekommen", erinnert
sich die Kulturreferentin. Und auch den Künstlern schien es bei ihrem ersten Auftritt in
Burgwedel gefallen zu haben. Nach der zweiten Zugabe verabschiedeten sie sich mit einem
gehauchten Kuss von den Zuschauern. Hätte dies der Casanova wohl besser machen können?
STEPHAN
HARTUNG |