20.02.2003 -
Nordbayerische Nachrichten Seite 3 / B1
Ovationen beim
Hallerndorfer "Dialog im Schloss"
Fest für Auge und
Ohr
Ein Operettenabend
mit hohem internationalen Niveau
HALLERNDORF
- Mit Freude konnte Bürgermeister Heribert Weber 250 Besucher im mehr als vollen
Rathaussaal zum zweiten "Dialog im Schloss" begrüßen. Für weitere 100
Interessenten war kein Platz mehr.
Der dramaturgische Kern der
neuen Veranstaltungsreihe, so Moderator Professor Dr. Clemens Renker, zielt darauf, dass
Publikum und Künstler in einem ständigen Dialog auf allen Sinnen" gemeinsam
ihr jeweils persönliches und einzigartiges Erlebnis produzieren. Renker: Die
Menschen suchen zunehmend berührende Erlebnisse. Erlebnisse, die vom Alltag erlösen, die
Seele klingen lassen, dennoch nachdenklich stimmen und zu etwas Neuem bewegen."
Fulminanter Abend
Dass Operette besser als ihr Ruf und eine eigenwertige und vitalisierende
Kunst ist, ließen die Mezzosopranistin Hanna Fahlbusch-Wald, das internationale Damen
Salon Orchester Bella Donna" und Clemens Renker in einem fulminanten Abend
erleben. Die seit über 30 Jahren international erfolgreiche Wiener Opernsängerin kam von
der Bühne in Tel Aviv nach Hallerndorf. Zum Motto Wien bleibt Wien" war ihre
Stimme in Charakter, Ausdruck und Einfühlungsvermögen ein Vergnügen für die Besucher.
Ihre erhabene Interpretation der vorgetragenen Operettenmelodien löste langanhaltenden
Beifall aus. Ihre technische Präzision ermöglichte einen heiter-klaren, flexiblen Dialog
mit dem Orchester: Operetteninterpretation auf höchstem Niveau.
Aus Moskau, New York, Budapest, Prag, Rio de Janeiro und Weimar stammen die
sechs jungen, diplomierten Musikerinnen des Internationalen Damensalonorchesters. Alle
sind preisgekrönt und haben Erfahrung mit großen Orchestern und Dirigenten wie Claudio
Abbado, Lorin Maazel oder Haitink. Dementsprechend war bei dem Sextett exzellente
Qualität der Darbietung und des Zusammenspiels zu genießen. Rege und stilsicher im Solo
und Team faszinierte Konzertmeisterin Zsuzsa Zsizsmann auch durch ihr Auftreten. Zusammen
mit der früheren Bamberger Symphonikerin" Milada Schwarz als Sekundvioline
schwangen die klar gesetzten Melodien noch lange wohl im Ohr. Valerie Sattler zeigte
überzeugend, dass sie eine große Meisterin des Violoncellos ist.
Sicherer Halt
Die großartig aufgelegte Kontrabassistin Maren Heinrich gab den Strauß-,
Lehar-, Millöcker- und Streckerkompositionen den sicheren Halt und humorvoll
distinguierte Interpretation. Als Flötistin zelebrierte Gudrun Bahr meisterlich und
facettenreich die Nuancen der Operettenphilosophie. Und Julia Goldstein am Flügel ließ
manchen Klavierspieler im Saal allergrößte Spielkunst deutlich werden. Die Tochter des
Giganten unter den Geigenvirtuosen, Boris Goldstern, gewann nicht nur durch ihr Spiel alle
Ohren im Saal, sondern auch die Herzen. Aber Bella Donna" erwiesen sich nicht
nur als hervorragende Musikerinnen. Sie sind auch niveauvoll unterhaltende Rezitatorinnen.
Und sie reagierten spontan und klug auf die stets fordernde und intelligent unterhaltende
Moderation von Professor Renker. Drei Mal stehende Ovationen waren Lohn des Publikums.
Drei Zugaben erhielten die Zuhörer für den langen Beifall. Und die Besucher waren sich
einig in ihrer Forderung: Diese Art von künstlerischem Dialog geht hoffentlich bald
weiter." |